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ANHÄUFUNG VON SOZIALKOSTEN

Die nationalen Behörden sollten bestrebt sein, die Internalisierung von Umweltkosten und den Einsatz wirtschaftlicher Instrumente zu fördern, wobei sie unter gebührender Berücksichtigung des öffentlichen Interesses und unter Vermeidung von
Verzerrungen im Welthandel und bei den internationalen Investitionen den
Ansatz verfolgen sollten, dass grundsätzlich der Verursacher
 die Kosten der Verschmutzung zu tragen hat
.

Systemprobleme (innen)

Die Vorstellung, dass Unternehmen unabhängig und häufig ohne Einbeziehung von Umwelt oder Gesellschaft langfristig erfolgreich funktionieren, hat die letzten Jahrzehnte geprägt. Diese Vorstellung ist spätestens seit dem Einbruch des Weltwirtschaftssystems 2008 und der Einsicht, dass die Gesellschaft die enormen Kosten des Klimawandels zu tragen hat, nicht mehr haltbar. Mit dem Beginn der Industrialisierung haben die westlichen Industrienationen einen virtuellen Schuldenberg durch unbezahlte Sozialkosten aufgetürmt. Dieser Schuldenberg wächst spätestens seit Beginn der Globalisierung im rasanten Tempo und ist nur noch sehr schwer abzubauen. Sozialkosten oder auch Nebenkosten sind die Kosten, die durch die Ausnutzung von Arbeitskräften (Kinderarbeit, geringer Arbeitsschutz, niedrige Löhne, etc.) und der Umweltverschmutzung durch Transport und Produktion zum großen Teil in den Schwellenländern entstehen, aber von keinem Unternehmen oder den Konsumenten am Ende der Wertschöpfungskette bezahlt werden. Schon 1955 sagte der deutsche Nationalökonom Karl William Kapp über die Gründe:

Je mehr ein Wirtschaftssystem auf private Anreize und die Verfolgung von privaten Gewinnen abzielt, desto größer ist die Gefahr, dass unbezahlte Sozialkosten entstehen, wenn nicht bestimmte Maßnahmen ergriffen werden (K.W. Kapp)

Obwohl diese Erkenntnis nicht neu ist, wurden bislang nur wenige Gegenmaßnahmen ergriffen. Die Abbildung von Dr. Georg Müller-Christ, die während einer Online-Ringvorlesung zum Thema „Nachhaltiges Management“ an der Uni-Hildesheim gezeigt wurde, veranschaulicht das Problem recht deutlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung: Entstandene Umwelt- und Sozialkosten als Nebenwirkungen bei Nichtberücksichtigung von Natur und Gesellschaft (Abb.: Müller-Christ, Prof. Dr. Goerg, Ringvorlesung Europa und Nachhaltigkeit, 2010).

Um in Zukunft nachhaltig zu wirtschaften, müssen Kosten internalisiert werden, was bedeutet, dass die Kosten der Nebenwirkungen auf den Verursacher übergehen. Entweder auf den Konsumenten oder den Unternehmer, der z.B. für Umweltverschmutzung aufkommt. In der Realität müssen Unternehmen heute durch die scharfe globale Wettbewerbssituation, Kosten externalisieren, wobei es zu der bislang üblichen Nicht-Bilanzierung der von den Unternehmen verursachten Umweltschäden sowie die Verlagerung von Zahlungen auf zukünftige Generationen gemeint ist. Dies ist ein Problem, welches noch nicht gelöst ist. Otto Scharmer schlägt in diesem Zusammenhang in seinem Buch „Theorie-U“ radikale Reformen vor. Eine Transformation der Märkte, die bislang traditionell Externalitäten ausgeblendet haben, ist nötig. Einzubeziehen sind die Innovationen in Infrastrukturen, die in Bezug auf Preisbildungsprozesse die Externalitäten bewusst aufnehmen und die sozialen und umweltbedingten Kosten internalisieren. Kommt es in Zukunft zu politischen Reformen und einer Transformation der Märkte, könnten aus systemtheoretischer Sicht Irritationen auf das System zukommen. Der Einfluss auf das System und die Unternehmen ist umso geringer, je weitsichtiger im Vorfeld Maßnahmen in eine nachhaltige Entwicklung ergriffen worden sind, die die Internalisierung der Umwelt- und Sozialkosten berücksichtigen.

Irritationspotential (außen)

Ein mögliches Risikopotential können Gesetzesänderungen sein, die entstanden sind durch jahrzehntelange Externalisierung von Umwelt- und Sozialkosten. Diese Veränderungen zwingen Unternehmen Kosten zu internalisieren und an die Konsumenten weiterzugeben.