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„Nachhaltigkeit der Nutzung bezeichnet also zunächst die Bewirtschaftungsweise
eines Waldes, bei welcher immer nur so viel Holz entnommen wird,
wie nachwachsen kann, so dass der Wald nie zur Gänze abgeholzt wird,
 sondern sich immer wieder regenerieren kann
“.
(Georg Ludwig Hartig, deutscher Forstwissenschaftler, 1795)

Nachhaltigkeit als Prozess

Wenn sich in der Natur Ökosysteme im Gleichgewicht befinden ist Nachhaltigkeit erreicht. Ein Prozess der Entwicklung beginnt erst wieder nach dem Eintreten von Störungen des Gleichgewichts von außen. Gesellschaftlich gesehen ist nachhaltige Entwicklung ein Prozess, der aus der Vernunft begründet angestrebt wird, um einen Gleichgewichtszustand von Natur und Gesellschaft zu erreichen. Da sich äußere Umweltfaktoren immer wieder ändern, befindet sich auch der Nachhaltigkeitsprozess in einer Regelschleife und kann nie als vollständig abgeschlossen verstanden werden und im Gleichgewicht sein, siehe auch dazu die Abbildung unten. Aber was wird unter Nachhaltigkeit eigentlich verstanden?

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung: Kontinuierliches reagieren auf äußere Veränderungen durch Anpassung des Prozesses, dargestellt als Regelschleife.

Die Definitionsvielfalt des Begriffs „Nachhaltigkeit“ kennt kaum Grenzen und wird häufig missverständlich eingesetzt. Bis Anfang der 1990er Jahre hauptsächlich in der Wissenschaft verwendet, findet das Wort Nachhaltigkeit heute in vielen Kontexten Anwendung. Häufig wird in der Literatur für „Nachhaltige Entwicklung“ auf die Definitionen der „Brundtland Kommission“ und dem Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (UN) von 1987 verwiesen.

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:

- the concept of 'needs', in particular the essential needs of the world's poor, to which overriding priority should be given; and

- the idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment's ability to meet present and future needs”

Nach diesem Verständnis befriedigt die nachhaltige Entwicklung die eigenen Bedürfnisse und die der Gesellschaft, ohne die Entwicklungsmöglichkeiten und Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu beschneiden. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Armen in der Welt soll die höchste Priorität genießen, sowie die Idee, dass Technologien und soziale Organisationen die Leistungsfähigkeit der Umwelt berücksichtigen und sich beschränken, um die heutigen und die zukünftigen Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen.

Als weiteres, wichtiges und weichenstellelendes Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung, wies im Jahr 1992 die Weltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro in ihrer Abschlusserklärung darauf hin, dass zum Zustandekommen einer Nachhaltigen Entwicklung der Schutz der Umwelt Teil des Entwicklungsprozesses sein muss. Ebenso gehören auch hier zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaften die Beseitigung von Armut und damit die Angleichung der Lebensstandards. Nachhaltige Entwicklung und nachhaltiges Handeln kann in allen gesellschaftlichen Bereichen, wie z.B. Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, etc. angestrebt und oder umgesetzt werden. Ist Nachhaltigkeit ein ausgewiesenes Unternehmensziel, verändert sich dieses kontinuierlich durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen. Daraus folgt, dass Nachhaltigkeit ein Entwicklungsprozess im Unternehmen ist. Im Kontext unternehmerischen Handelns wurde neben Umwelt und Sozialem als dritte Dimension zur nachhaltigen Entwicklung die Ökonomie eingeführt. Im Schlussbericht der Enquete-Kommission – „Schutz des Menschen und der Umwelt“ von 1998, wird diese Entwicklung als „Drei Säulenmodell“ der Nachhaltigkeit bezeichnet. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Zielsetzungen zum Schutz der Umwelt, der sozialen Gerechtigkeit und die ökonomische Tragfähigkeit nicht alleine stehen können. Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit bedingen einander und sind nicht einzeln optimierbar. Das Modell wird im angelsächsischen Sprachraum auch als „Triple Bottom Line“ beschrieben.

Auf ein Unternehmen bezogen bedeutet dies, dass auf Grundlage einer soliden ökonomischen Basis Überschüsse erwirtschaftet werden und dadurch nachhaltige Investitionen gesichert werden. Investitionen werden in den Umweltschutz und in das soziale Kapital von Mitarbeitern, Lieferanten und weiteren Stakeholdern der Organisationen getätigt. Diese Investitionen führen sowohl zu fairen Löhnen, humanen Arbeitsbedingungen, fairen Preisen von Produkten, und Dienstleistungen als auch zur fairen Entlohnung für die Leistungen der Lieferantenkette. Der Unternehmenserfolg basiert dann langfristig auf diesen drei Säulen. Seit einigen Jahren wird als vierte Dimension die Bildung als wichtiger Bestandteil zur Nachhaltigen Entwicklung gezählt. Mit der Weltdekade der Vereinten Nationen von 2005 bis 2014, wurde eine Bildungsoffensive für nachhaltige Entwicklung ausgerufen. Hintergrund ist das Hineintragen von nachhaltigem Denken und Handeln in die Bildungseinrichtungen von Grund- bis zur Hochschule, von der beruflichen Ausbildung bis zum Forschungsinstitut. Ziel ist zu lehren und zu lernen, welche Auswirkungen das heutige Handeln auf spätere Generationen hat. Langfristiges Denken, die Befähigung mit Unvorhersehbaren umzugehen und komplexe Problemstellungen zu lösen, erweisen sich als Zukunft sichernde Elemente. Zur Erreichung dieser Ziele haben sich die Staaten der UN in der Weltdekade verpflichtet. Was Bildung und deren Umsetzung in den Bildungseinrichtungen für den Erfolg der nachhaltigen Entwicklung bedeutet, hat Walter Hirche in seinem Vortrag in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages folgendermaßen formuliert:

„[…] dass „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ nicht ein neues Unterrichtsfach ist. Sondern dass es ein Unterrichtsprinzip ist, so wie ich im Unterricht für Toleranz und Frieden werben muss, so muss ich das im Grunde für Nachhaltigkeit als ein Prinzip quer durch die Fächer machen. Wir wissen inzwischen […], dass das Engagement für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in entscheidendem Umfang von Bildung abhängt, […] und die Herausbildung eines bewussten Konsumverhaltens in diesem Zusammenhang im Vordergrund steht“

In der Zusammenfassung konstatiert die Enquete-Kommission auf ihrer Internetseite zum Thema „Bildung zur nachhaltigen Entwicklung“ folgendes:

„Ein hohes Bildungsniveau in der Gesellschaft befördert eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft und ist selbst ein wesentlicher Faktor für gesellschaftliches Wohlergehen“

Auf Unternehmen bezogen bedeutet dies, dass ein Bildungskonzept zur nachhaltigen Entwicklung für die Weiterbildung der Mitarbeiter und der beruflichen Ausbildung in der Wirtschaft erstellt werden muss. In der Abbildung unten wurde zum klassischen, aus dem in der Literatur zu findenden drei Säulen Modell nachhaltiger Entwicklung, die Erweiterung mit einer zusätzlichen Bildungssäule vorgenommen.

 

 

 

 

 

 

Abbildung: Vier Säulen nachhaltiger Entwicklung (eigene erweiterte Darstellung)

Angenommen im Kontext einer Unternehmung ist das Ziel Nachhaltigkeit durch einen langfristigen Entwicklungsprozess erfolgreich erreicht, sind Wohlstand, Lebensqualität und geschlossene ökologische Kreisläufe das Ergebnis. Allerdings können diese Werte aber auch langfristig zerstört werden, wenn der Unternehmenszweck in Bezug auf Nachhaltigkeit unberücksichtigt bleibt. Vorstellbar wäre ein Unternehmen, welches Produkte unter idealen sozialen und ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig herstellt, die Auswirkungen deren Gebrauches oder der Nutzung kontraproduktiv zu Wohlstand, Freiheit und Lebensqualität stünden (Alkohol-, Zigaretten-, Waffenindustrie). Damit wäre zumindest der soziale Aspekt nachhaltiger Entwicklung mehr als fragwürdig. Aus diesem Grund wird noch einen weiteren Punkt vorgeschlagen, der in der Literatur in Bezug auf Nachhaltigkeit bislang wenig Beachtung findet. Als weiterer Wert bei der Entwicklung zur Nachhaltigkeit ist als Unternehmenszweck das Gemeinwohl anzustreben. Die Gemeinwohlorientierung vervollständigt die Definition von nachhaltiger Entwicklung und dient als das Fundament der vier Säulen der Nachhaltigkeit. Ziel ist es humane und ökologische Werte zu schaffen anstatt bilanzielle Überschüsse und Gewinnmaximierung anzustreben.

These:
„Unternehmen handeln nachhaltig und sind auch nur nachhaltig, wenn der Prozess zur nachhaltigen Entwicklung, der durch Veränderungen und Störungen von außen niemals vollständig abgeschlossen sein kann, weit fortgeschritten ist und das Unternehmen gemeinwohlorientiert arbeitet“.

Sehr interessante Ideen zur einer echten nachhaltigen Unternehmensentwicklung werden zurzeit entwickelt. Siehe dazu auch die neue Bewegung „Gemeinwohl-Ökonomie“  die mit Ansätzen, wie der Erstellung einer Gemeinwohlbilanz mit Hilfe einer Gemeinwohlmatrix schon einen großen Schritt in Richtung soziale- und ökologische Unternehmensentwicklung getan haben.

 

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit siehe Masterarbeit.